Herausforderndes Verhalten bei Demenzerkrankung

Menschen mit Demenz zeigen oft Verhaltensweisen, die für Angehörige und Pflegekräfte schwer verständlich oder belastend sein können.

Dazu zählen Unruhe, Aggression, Weglauftendenzen, Wahnvorstellungen oder ständiges Wiederholen von Fragen. Diese Verhaltensweisen werden häufig als «herausforderndes Verhalten» bezeichnet, da sie die Betreuung und den Alltag erheblich erschweren können. Doch hinter diesen Symptomen stecken meist nachvollziehbare Gründe, die es zu verstehen gilt.

Warum entsteht herausforderndes Verhalten?

Herausforderndes Verhalten ist in der Regel ein Ausdruck von Bedürfnissen, die die betroffene Person nicht mehr klar kommunizieren kann. Schmerzen, Hunger, Durst, Überforderung, Einsamkeit oder Angst können die Ursachen sein. Auch Veränderungen in der Umgebung – wie neue Pflegekräfte, ungewohnte Geräusche oder eine veränderte Tagesstruktur – können Verwirrung und Unruhe auslösen.

Die kognitive Einschränkung durch die Demenz selbst spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Betroffene verlieren die Fähigkeit, ihre Umwelt richtig wahrzunehmen, Ereignisse zu verstehen oder Handlungen zu planen. Dadurch können sie mit Situationen überfordert sein, die früher problemlos zu bewältigen waren.

Wie kann man reagieren?

Der erste Schritt im Umgang mit herausforderndem Verhalten ist, die Perspektive der betroffenen Person einzunehmen. Was könnte sie gerade fühlen? Gibt es körperliche Ursachen wie Schmerzen oder Unwohlsein? Eine achtsame Beobachtung und einfühlsames Nachfragen können helfen, den Auslöser zu identifizieren. Eine ruhige und klare Kommunikation ist ebenfalls wichtig. Hektik oder laute Stimmen können Stress und Unruhe verstärken. Statt zu korrigieren oder zu diskutieren, kann es hilfreich sein, die betroffene Person in ihrer Wahrnehmung ernst zu nehmen und beruhigend auf sie einzugehen. Auch die Umgebung spielt eine grosse Rolle. Eine vertraute und strukturierte Umgebung gibt Sicherheit. Rituale und feste Tagesabläufe können Orientierung bieten und Stress reduzieren.

Unterstützung für Angehörige und Pflegekräfte

Herausforderndes Verhalten kann emotional belastend sein. Angehörige und Pflegekräfte sollten nicht zögern, Unterstützung in Anspruch zu nehmen – sei es durch Schulungen, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder in einer Memory Clinic. Der Austausch mit anderen kann helfen, neue Strategien zu entwickeln und die eigene Belastung zu reduzieren.

Fazit

Herausforderndes Verhalten bei Demenz ist kein «böswilliges» Verhalten, sondern Ausdruck von Bedürfnissen oder Überforderung. Mit Geduld, Empathie und einem besseren Verständnis der Auslöser kann der Umgang damit erleichtert werden – für Betroffene wie auch für ihre Unterstützer.

Ihr Kontakt

Ulrike Darsow

Leitende Ärztin Zentrum für Altersmedizin und Palliative Care
Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin, spez. Geriatrie

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