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Alkohol – vom Genuss zur Abhängigkeit

Was wäre, wenn Sie, wie der Schauspieler Mads Mikkelsen im Film «Der Rausch», permanent einen Alkoholpegel von 0.5 Promille hätten? Was würde sich verändern, was wäre besser, was würde problematisch werden? Und überhaupt, wie viel Alkohol haben Sie in den letzten paar Wochen getrunken?

Vielleicht sind alkoholische Getränke für Sie etwas, das Sie zu speziellen Anlässen konsumieren, vielleicht ist es ein alltägliches Getränk oder vielleicht ist Alkohol für Sie eine Möglichkeit, besser mit schwierigen Situationen umzugehen?

Interessanterweise ist aus dem Tierreich bekannt, dass sich beispielsweise Affen in Guinea, nebst vielen anderen Tierarten, mit dem Saft der heimischen Palmen betrinken. Forscher sind sich dabei noch uneinig, ob und inwiefern dies absichtlich oder versehentlich geschieht. Bei den Menschen jedoch kennt die Psychologie vielzählige Gründe für den Alkoholkonsum: Soziales Schmiermittel, Reduktion von Unsicherheiten und Scham, Enthemmung, Stimulierung, Entspannung und Bewältigung von unaushaltbaren oder schwierigen Gefühlen. Manchmal wird Alkohol auch im Zusammenhang mit traumatischen Erfahrungen konsumiert, wobei das Trinken in manchen Fällen bis zur Selbstzerstörung führen kann.

Gemäss der Definition der Weltgesundheitsorganisation wird Alkoholkonsum dann problematisch, wenn der Konsum von Alkohol nicht beendet werden kann, ohne dass unangenehme körperliche oder psychische Zustände eintreten und/oder wenn nicht aufgehört werden kann zu trinken, obwohl die betroffene Person sich selbst oder anderen immer wieder schweren Schaden zufügt.

Bei Männern ist Alkoholabhängigkeit die häufigste, bei Frauen nach Angststörungen die zweithäufigste psychische Erkrankung. Dabei unterscheidet man verschiedene Trinkverhalten: das Rauschtrinken (auch als Absturztrinken bekannt), das Konflikttrinken (Alkohol als Bewältigung oder Lösung von Konfliktsituationen), das Spiegeltrinken (permanenter Alkoholkonsum zur Aufrechterhaltung eines konstanten Alkoholpegels, wie im anfangs erwähnten Filmbeispiel) und das periodische Trinken (immer wieder auftretende Phasen von heftigem und unkontrolliertem Alkoholkonsum).

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass sobald der Alkoholkonsum nicht mehr nur aus Gründen des Genusses erfolgt, sondern einen Zweck erfüllt, ist es angezeigt, sich an entsprechende Beratungsstellen oder Fachpersonen zu wenden. Dabei kann auch der Austausch mit Gleichgesinnten und ebenfalls Betroffenen hilfreich sein, beispielsweise in einer Gesprächsgruppe.

Kontaktperson

Fabian Schambron, Psychotherapeut

Stv. Leiter Psychotherapie
Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie

Tel. 044 714 26 68

 

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