Dr. med. Marcus Hesse,
Dr. med. Marcus Hesse, Ärztlicher Leiter Zentrum für Pneumologie und Schlafmedizin, Spital Affoltern
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Nahrungsmittel-Allergien sind seltener als häufig angenommen. Sie betreffen ca. vier Prozent der Bevölkerung. Mittels diverser Tests kann eine Ärztin oder ein Arzt feststellen, ob eine solche Allergie vorliegt. So lässt sich vermeiden, dass Menschen auf manche Lebensmittel unnötig verzichten. Nahrungsmittel-Intoleranzen unterscheiden sich von einer Nahrungsmittel-Allergie. Hier liegt keine heftige Antwort des Immunsystems vor, sondern meist eine Veränderung im Verdauungstrakt – deshalb ist eine Differenzierung aufgrund der unterschiedlichen Risiken zu empfehlen. Die Symptome sind ähnlich, so dass die Verwechslungsgefahr hoch ist.
Nahrungsmittel-Allergie
Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem bereits auf Spuren eigentlich unschädlicher Lebensmittel mit einer heftigen Reaktion. Diese setzt oft innerhalb von ca. 30 Minuten nach dem Verzehr ein. Die Symptome sind sehr unterschiedlich. Oft schwillt die Mund- und Rachenschleimhaut an, Übelkeit und Durchfall können ebenfalls vorkommen. Bei einer Allergie treten Symptome oft auch ausserhalb des Verdauungstraktes auf wie z. B. Hautausschläge oder Atemprobleme. Diese können lebensbedrohlich werden, wenn z. B. eine anaphylaktische Reaktion mit Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit und Atemnot durch einen Asthmaanfall eintreten. Typische Auslöser dafür sind Erdnüsse, Baumnüsse, Kuhmilch, Hühnereier oder Meeresfrüchte. Bei Kindern sind es meist Nüsse, Kuhmilch oder Hühnerei, bei Erwachsenen Nüsse oder Meeresfrüchte. Oft bestehen bei diesen Menschen eine bis drei Allergien.
Nahrungsmittel-Intoleranzen
Bei einer Intoleranz bestehen oft unterschiedliche Gründe, z. B. ein Mangel an Verdauungsenzymen wie bei der Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz). Dieser Enzymmangel kann angeboren oder erworben sein. Etwa jeder siebte Mensch in der Schweiz ist davon betroffen. Die Beschwerden sind unterschiedlich und treten direkt oder wenige Stunden nach dem Verzehr von Milchprodukten auf. Meist sind dies Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Blähungen. Daneben bestehen mitunter auch Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schlafstörungen sowie Hautprobleme. Die Symptome sind oft leichter als bei einer Allergie und von der Menge des aufgenommenen Lebensmittels abhängig. Manche Betroffene können geringe Mengen zu sich nehmen, was bei einer Allergie unbedingt vermieden werden muss. Es gibt viele weitere Auslöser für Intoleranzen. Dies sind z. B. Lebensmittelzusatzstoffe wie Glutamat, Magen-Darm-Infektionen, Histamin assoziierte Faktoren und viele andere.
Wichtig ist daher eine sorgfältige Diagnose, wenn Nahrungsmittel nicht gut vertragen werden. Damit kann die Ärztin oder der Arzt klären, ob tatsächlich eine Allergie oder Intoleranz vorliegt, die Risiken abschätzen – und falls erforderlich, eine Behandlung einleiten. Diese kann neben vorbeugenden Massnahmen, vor allem der Verzicht auf das Lebensmittel, auch eine medikamentöse Therapie beinhalten.
Dr. med. Marcus Hesse
Ärztlicher Leiter Zentrum für Pneumologie und Schlafmedizin
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