Spital Affoltern eröffnet um- und ausgebaute Delir Unit

Im Kanton Zürich ist das Spital Affoltern das einzige Spital mit einer geschlossenen akutgeriatrischen Delir- und Demenzstation (Delir Unit). Nach einem umfassenden Um- und Ausbau wurde gestern Mittwochabend im Beisein der Zürcher Regierungspräsidentin und Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli die neue Delir Unit feierlich eröffnet.

Akutgeriatrische Patientinnen und Patienten mit gleichzeitigen kognitiven Defiziten wie Demenz oder Delir sind eine höchst anspruchsvolle Patientengruppe. Betroffene kämpfen mit akuten Verwirrtheitszuständen wie Desorientierung, Reizüberflutung, Unruhe, einem hohen Bewegungsdrang, können Behandlungsmassnahmen oft nicht nachvollziehen und weisen allgemein hohe Verhaltensauffälligkeiten auf. Nicht alle Spitäler sind gleich gut auf solche Patientinnen und Patienten eingestellt, wodurch diese häufig zwischen den Kliniken hin und her verlegt werden: Die Verhaltensauffälligkeiten der dementen/deliranten Patientinnen und Patienten überfordern oft das Setting somatischer Stationen, die akuten somatischen Probleme verhindern eine Verlegung in eine alterspsychiatrische Institution. Für die Betroffenen bedeutet das eine grosse Belastung, zugleich ist das Risiko für medizinische Komplikationen hoch und kann im Resultat zu längeren Krankenhausaufenthalten führen.

Das Spital Affoltern hat bereits seit 10 Jahren eine explizit auf diese Patientengruppe ausgerichtete Station: die akutgeriatrische Delir- und Demenzstation / Delir Unit.
Nach einem umfassenden Um- und Ausbau konnte gestern Mittwochabend im Beisein der Zürcher Regierungspräsidentin und Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli sowie vielen Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Gesundheit und Politik die neue Delir Unit feierlich eröffnet werden. In ihrer Ansprache lobte die Gesundheitsdirektorin den Wandel, den das Spital Affoltern im Zuge der neuen Spitalplanung vollzogen hat und betonte die Bedeutung der Institution: «Mit seinen spezialisierten Angeboten in der Versorgung älterer Menschen und palliativer Patientinnen und Patienten hat das Spital Affoltern eine Bedeutung, die über die Grenzen des Kantons Zürich hinausgeht.».

Auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten ausgerichtet

Durch den Um- und Ausbau konnten die Räumlichkeiten optimiert werden, so dass die Anforderungen an eine zeitgemässe Infrastruktur, die den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten gerecht wird, jetzt optimal umgesetzt sind. Die Gestaltung bietet eine ruhige, angstreduzierende Atmosphäre, vermittelt Geborgenheit und fördert die Bewegung und Orientierung. Die gewählten Materialien, die Einrichtung und auch die hellen und warmen Farbtöne haben einen positiven Effekt auf die Betroffenen. Markus Minder, Ärztlicher Direktor des Spitals Affoltern, betonte denn auch das durchdachte Konzept: «Das hier geschaffene Umfeld wirkt sich positiv auf die Lebensqualität, die Verhaltensauffälligkeiten, die Frequenz von freiheitseinschränkenden Massnahmen und die Menge der notwendigen Psychopharmaka aus. Bei dementen Patientinnen und Patienten kann so das Delirium möglichst vermieden oder optimal behandelt werden.»

Ideales Behandlungsumfeld

«Unsere Delir Unit entsprach schon bis anhin einem grossen Bedürfnis. Nach dem Um- und Ausbau können wir mehr Plätze und alle nach neustem Stand anbieten. Zusammen mit unserem interprofessionellen Team der Altersmedizin, der Pflege, der Alterspsychiatrie und den Therapiefachpersonen ermöglichen wir den betroffenen Patientinnen und Patienten ein ideales Behandlungsumfeld» so Spitaldirektor Lukas Rist. Da die neue Delir Unit in der bestehenden Bausubstanz des Spitals umgesetzt wurde, konnte das Vorhaben im Vergleich zu einem Neubau ausserdem kostengünstig und mit einem geringeren CO2-Ausstoss realisiert werden.

Dreifache Feier

Die Eröffnungsfeier gestern Mittwochabend im Spital Affoltern stand gleich im Zeichen dreier Feierlichkeiten:

  • 20 Jahre Erwachsenenpsychiatrie im Haus Lindenberg und der dazugehörigen – im Kanton Zürich einzigen – stationären Mutter-Kind-Abteilung
  • 10 Jahre akutgeriatrische Delir- und Demenzstation / Delir Unit
  • Neueröffnung akutgeriatrische Delir- und Demenzstation / Delir Unit nach umfassendem Um- und Ausbau

Damit verfügt das Spital Affoltern als einziges Spital im Kanton Zürich über stationäre psychiatrische und akutsomatische Angebote auf dem gleichen Areal. Das ermöglicht eine optimale und umfassende Versorgung aller Patientinnen und Patienten.

Merkmale der neuen Delir Unit

  • Hohe Reizabschirmung: Auf der Station gibt es kaum Elemente, die Unruhe auslösen. So gibt es bewusst keine Fernseher in den Zimmern und die gewählten Bilder sind in Farben und Struktur einfach und klar.
  • Gute Wahrnehmbarkeit und viele Orientierungshilfen: es werden langwellige Farben eingesetzt und überall wird auf einen hohen Kontrast geachtet. Bspw: brauner Boden vs. orange Türen und Handläufe, weisse Sockel vs. braune Wände, keine glänzenden Böden.
  • QUMEA-Überwachung in allen Zimmern: QUMEA ist ein fortschrittliches System zur Sturzprävention und zum Mobilitätsmonitoring von Patientinnen und Patienten. Es meldet bspw. wenn Patientinnen und Patienten im Bett unruhig werden oder aufstehen wollen. Dadurch kann man rechtzeitig im Zimmer sein, bevor die Person abrupt aufsteht und ggf. stürzt.
  • Rundlauf: Um dem hohen Bewegungsdrang der betroffenen Patientinnen und Patienten gerecht zu werden, gibt es auf der Delir Unit einen Rundlauf, der abgeschritten werden kann. Unterwegs gibt es ausserdem mehrere Sitznischen, um sich hinsetzen und ausruhen zu können.
  • Gemeinschaftsräume: In Gemeinschaftsräumen kann gemeinsam gekocht und gebacken werden.
  • Bei weglaufgefährdeten Patientinnen und Patienten kann die Abteilung geschlossen geführt werden.
  • Neu können 9-11 Patientinnen und Patienten betreut werden, zuvor waren es 6-8. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 2-3 Wochen.

Zurück